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Thesenreihe 2: Abendmahl

Thesenpapier zur Diskussion

Published onDec 16, 2020
Thesenreihe 2: Abendmahl
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  1. Abendmahl ist nicht menschliches Handeln, sondern Feiern mit dem Herrn und Zeugnis für sein Handeln.
    Theologische Grundlage für dieses heute geltende Verständnis des Abendmahls ist die Leuenberger Konkordie, die zudem den Raum auch für die Ökumene öffnet: „Im Abendmahl schenkt sich der auferstandene Jesus Christus in seinem für alle dahingegebenen Leib und Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot und Wein. Er gewährt uns dadurch Vergebung der Sünden und befreit uns zu einem neuen Leben aus Glauben. Er lässt uns neu erfahren, dass wir Glieder an seinem Leibe sind. Er stärkt uns zum Dienst an den Menschen.“(Leuenberger Konkordie, II.2b)

  2. Das Geschehen im Abendmahl bleibt von dieser Grundaussage her außerhalb des von Menschen Bestimmbaren.

  3. Eschatologisch betrachtet ist jede Abendmahlsfeier, sowohl die analoge als auch die digitale Ausgestaltung, defizitär, kann aber als Teil der Verheißung ergriffen und begriffen werden. (Christian Grethlein).

  4. Bei allen Abendmahlskonkretionen in Form oder Gestaltung muss der Bezug zu der theologischen, unter 1 genannten Grundaussage hergestellt werden.
    Abendmahlskonkretionen müssen gestern, heute und zukünftig daraufhin befragt werden, ob sie ein angemessenes Zeugnis des Heilshandelns geben. Die Tatsache, dass sich der Herr gibt, ist Prüfstein für alle menschlichen, zeitgebundenen Handlungsformen in der Ausgestaltung der liturgischen Formen und ihrer Deutungen.

  5. Alle Abendmahlskonkretionen müssen und dürfen als vorläufig, befragbar und kritisierbar angesehen werden. Aus der unter 1 benannten theologischen Grundaussage folgt keine letztgültige Norm in der Ausgestaltung des Abendmahls.

  6. Im Blick auf die Diskussion des digitalen Abendmahls sind unterschiedliche Konkretionen in den Blick zu nehmen: Unterschieden werden kann zwischen einem angeleiteten Hausabendmahl, einem Agapemahl und einer digital vermittelten Abendmahlsgemeinschaft. Alle Formen werden entweder zeitlich simultan (durch einen Livestream) oder aufgezeichnet und damit asynchron gefeiert. Differenzen gibt es in der Frage, welche Formen alleine vor dem Bildschirm mitgefeiert werden können.

  7. Wesentlich in der Konkretion des Abendmahls sind Gemeinschaft, Gabecharakter, Körperlichkeit/Leiblichkeit, Stärkung und Anteil an der Verheißung. Dies gilt für das Abendmahl im Analogen wie im Digitalen. Inwieweit kann das Abendmahl im digitalen Raum diese Konkretionen einlösen?

    7.1. Gemeinschaft: Gemeinschaft ist in wichtigen Dimensionen auch im virtuellen Raum zu vermitteln (Sichtbarkeit der Feiernden, virtuellen Gemeinde, Gleichzeitigkeit/Simultaneität, Partizipation). Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die Dimensionen der Gemeinschaft einem zeitlichen Wandel unterliegen. Im Zeitalter der Digitalität ist Kirche aufgefordert zu prüfen, ob nicht das Digitale als neue Dimension von Gemeinschaft mitzudenken ist (Teresa Berger).

    7.2. Gabecharakter: Sakrament ist Wort und Element. Das Wort wird zugesprochen, das Element empfangen. Dieser Gabecharakter kann im virtuellen Raum nicht in vollem Umfang eingelöst werden. Das Wort kann zugesprochen, das Element jedoch im virtuellen Raum nicht empfangen werden. Dazu bedarf es einer zumindest hybriden Form des Abendmahls.

    7.3. Körperlichkeit: Das Abendmahl im Digitalen kann diese Konkretion nicht einlösen. Im Blick auf die Betonung von Inkarnation und Leiblichkeit in der Theologie einerseits, auf die Grundaussage in 1 andererseits, muss geprüft werden, wie zwingend diese Konkretion ist. Hier bleiben letzte Fragen.

    7.4. Stärkung: Das Abendmahl wird geschenkt und im Glauben angenommen. Auch im Virtuellen kann das Abendmahl als Geschehen, Stärkung und Aufbau erlebt werden. Deshalb kann es in der seelsorgerlichen Praxis auch dann digital gefeiert werden, wenn dogmatische Zweifel an der Sakramentsverwaltung bleiben.

    7.5. Verheißung: Wie unter 1 und 2 dargelegt, bleibt das Abendmahlsgeschehen außerhalb des Bestimmbaren. Das Wirken des Heiligen Geistes, der Anteil an der Verheißung sind damit nicht raum- und ortsgebunden. Auch das Abendmahl im Digitalen steht daher unter dieser Verheißung.

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Martin Weidner:

III. Überlegungen zur Praxis und Beispiele

a)      Dezentrale Gemeinschaften

1.      Medien haben schon immer kleine private Feiern ermöglicht. So haben Andachts-Gebets- und Predigt-Bücher häusliche Andachten ermöglicht.

2.      Hausandachten sind nichts Anrüchiges, eher der Normalfall: Schon in der Apostelgeschichte ist davon die Rede, dass das Brot hin und her in den Häusern gebrochen wurde.

3.      Die Hausgemeinschaft kann mit digitaler Technik gestärkt und unterstützt werden. Das „Wo 2 oder 3“ ist dabei wörtlich zu nehmen. So können zwei Menschen miteinander Abendmahl feiern. Sie können Texte vom Bildschirm ablesen, die zeitgleich in einer Kirche gelesen werden und digital übertragen werden. Selbst die Spendeworte können sie ablesen und sich so gegenseitig zusprechen.

 

b)      Beispiele aus der Praxis

4.      Erläuterung anhand eines konkreten Beispiels: Der Eröffnungs-Gottesdienst der Landessynode der EKiR 2021: Vergleichsweise Wenige waren versammelt, die Meisten waren real getrennt und optisch und akustisch über digitale Technik zugeschaltet und konnten etwas posten.

Selbst im Kirchraum wurde niemanden der persönliche Zuspruch („für dich gegeben“) zuteil.

Hier wurde die Chance vertan, dass sich die Teilnehmer kirchenkreisweit dezentral versammeln, um miteinander das Abendmahl zu feiern. Einige haben es, soweit ich weiß, aber so praktiziert.

Die Synode wurde . E. nicht mit einem gemeinsamen Abendmahl eröffnet. Es ist schade, dass Kirche sich hier etwas vorlügt und dadurch Möglichkeiten der realen Gemeinschaft nicht in den Blick nimmt.

5.      Eine bettlägerige Bewohnerin eines Altenheims wünscht das Abendmahl, zwei Angehörige wollen daran teilnehmen.  Pandemiebedingt dürfen aber nur 2 Personen zugleich Besuche machen. So wird das Abendmahl mit deutlichem zeitlichem Abstand zweimal gefeiert, jedesmal mit der Pastorin und einer Angehörigen. Alle waren tiefbewegt und dankbar. Wenige Wochen danach verstarb die Frau.

6.      In einer Gemeinde wird Gründonnerstag ein Zoom-Gottesdienst gefeiert. Der Pfarrer entscheidet, kein Abendmahl zu feiern, sondern Elemente aus dem Sedermahl zu nutzen, um nachzuzeichnen, wie Jesus mit seinen Jüngern gefeiert haben könnte. Rechtzeitige Anmeldung war erbeten, so konnte allen Angemeldeten ein Paket mit Lebensmitteln (Mazzen, Fruchtmus, Bitterkraut, Erdfrucht, Wein) und Kerze und einer Anleitung zur Vorbereitung (z. B. Salzwasser) vorbeigebracht. Es war deutlich weder ein Abendmahl noch ein Sedermahl.

7.      Reales Gemeinschafts-Abendmahl trotz Pandemie: In einer großen Kirche wird in der Pandemie Abendmahl gefeiert: Fünf Personen stellen sich in  Abstand von 2 Metern vorne hin, bekommen jeweils ein Schälchen mit einer Oblate und einen Einzelkelch, die Pfarrperson teilt mit Maske aus. So sind persönliche Spendeworte möglich. Das seit vielen Jahren übliche Händereichen bleibt eine „Luftnummer“.

 

c)      Theologische Erkenntnis und Extremsituationen

8.      Theologische wertvolle Einsichten können der Liebe im Wege stehen. (1. Korinther 8, 2).  Die Schlüsselgewalt, die Jesus seinen Jüngern gegeben hat, muss die Liebe an die höchste Stelle setzen. Im Namen Jesu, der Gottes Gebote der Liebe unterordnete, laden wir zum Abendmahl ein. Die Liebe beugt sich nicht einer starren Logik, die Menschen vom Abendmahl ausschließt, sondern ist erfinderisch.

9.      Umgekehrt können Einzelfälle nicht zu einer allgemeinen Regel gemacht werden. so ist die Lüge, das Digitales Geschehen dem Realen gleichzusetzen ist, auch nicht der Liebe gemäß.

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Martin Weidner:

II. Abendmahl als reale Gemeinschaft

1.      In der Gesellschaft verschwindet das Bewusstsein des Unterschieds zwischen Realem und Virtuellem. Dem hat Kirche entschieden zu widersprechen und sich in ihrer Praxis zu verweigern.

2.      Schon immer gab es Medien, mit deren Hilfe man das Abendmahl gefeiert hat, so das Messbuch. Damit konnte auch ein einzelner Mensch das Abendmahl feiern, die überlieferten Worte sprachen zu ihm. Abendmahlsfeiern, die nur medial eine Gemeinschaft herstellen, aber nicht real, gehen nach reformatorischem Verständnis am Wesen des Abendmahls vorbei.

3.      Viele Formen des digital unterstützten Abendmahls sind deshalb als digital vernetzte Winkelmessen zu bezeichnen. Im evangelischen Bereich sind sie abgeschafft und sollten auch nicht wieder eingeführt werden.

4.      Das Proprium des Abendmahls ist die leibliche Gemeinschaft mit Jesus, die in der leiblichen Gemeinschaft von Menschen gefeiert wird. Ohne reale leibliche Gemeinschaft sollte kein Abendmahl gefeiert werden.

5.      Zeichen und Erlebnisse von Gemeinschaft können auch medial vermittelt sein: Ein handgeschriebener Brief etwa. (so Dietrich Bonhoeffer in: Gemeinsames Leben). Die Briefe des Neuen Testamentes sind solche Zeichen, sie bezeugen aber mehrfach die Sehnsucht nach realer leiblicher Gemeinschaft. Beides kann man nicht gleichsetzen.

6.      So wie in der Bibel die Beziehung zu Gott mit der ehelichen Gemeinschaft verglichen wird (z. B. Hosea), kann man Abendmahl mit Sex parallel setzen: Es gibt auch digital vermittelten Geschlechtsverkehr. Dabei werden leibliche Vorgänge bei einem Menschen dem Leib eines anderen Menschen digital übermittelt. Trotzdem ist die Gemeinschaft der beiden nicht real, sondern nur virtuell. Real befriedigen sie sich anhand von Maschinen. Auch als real empfundene Gemeinschaftserlebnisse können den Unterschied zwischen Realem und Virtuellem nicht aufheben.

7.      Reale leibliche Gemeinschaft ist mehr als sie Summe von medial vermittelten Gemeinschaftserlebnissen und realen Vorgängen.

8.      Die leibliche Gemeinschaft mit Jesus ist ein Geheimnis des Glaubens, ebenso die Gemeinschaft mit dem himmlischen Gottesdienst. Dies ist in keiner Weise parallel zu setzen oder zu vergleichen mit digital vermittelter Kommunikation über Zeit und Raum hinweg.

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Martin Weidner:

I. Sprache

1.      Abendmahl geschieht nicht digital, sondern real: Menschen, die am Abendmahl teilnehmen, sind nicht digital, Brot und Wein auch nicht. Auch die Räume, in denen sie sich bewegen, sind real.

2.      Es sollte deshalb nicht vom „digitalen Abendmahl“ gesprochen werden, sondern vom Abendmahl, bei dem digitale Technik unterstützend zum Einsatz kommt, kurz: digital unterstütztes Abendmahl.

3.      Auch das Wort „analog“ als Gegenpol zu „digital“ ist deplatziert, es ist ein Wort aus der Technik (zB gibt es digitale und analoge Mikros). Das Wortpaar „real – virtuell“ ist der Sache angemessen.

4.      Vernünftiger Gottesdienst ist laut Neuem Testament, seine Leiber als Opfer darzubringen. (Römer 12, 1). Unser Verständnis von Gottesdienst als Gemeinschaft kommt im Neuen Testament nicht vor. Etwas „Gottesdienst“ zu nennen hat eine große Beliebigkeit, anders als beim Abendmahl.

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Carsten Schuerhoff:

Zuallererst: Vielen Dank für die Möglichkeit, beim workshop dabei sein zu können.

Mir scheint die Frage nach Raum und Raumstrategien interessant. Denn auch im sogenannten digitalen Abendmahl geht es immer um Raumpraktiken/Raumstrategien, die eben in der Pandemie darin wurzeln, dass der eigene/eigentliche/ursprüngliche (Kirchen-)Raum geschlossen wurde und unzugänglich ist.

Auf die Feststellung von Frank Vogelsang, dass das Digitale keine Narrative schafft, aufbauend: Ist der Ursprungsraum, oder ein (dann: welcher?) Ursprungsraum, in der digitalen Feier mitzudenken oder vorauszusetzen? Auf welche Weise kann dies geschehen?

Ist, weiterführend, damit eine (lokale) Kirche Voraussetzung, also: ist die Kirche Voruassetzung für ein digitales Abendmahl - oder ereignet sie sich im digitalen Abendmahl? Wird Kirche, durch die Konstruktion von Netzwerkräumen (Martina Löw/Hubert Knoblauch) präsent, ermöglicht …? (Das alles ist auch kirchentheoretisch interessant und wird sicher im nächsten workshop thematisiert.)

In den folgenden Aspekten ist immer wieder vom “digitalen Raum” die Rede, aber im digitalen Raum sind wir doch nicht. Auch die von Jochen Cornelius-Bundschuh angemahnte praeparation erinnert daran, wir sind in einem Raum, den wir herrichten, den wir gestalten.

Daher die Idee der Netzwerkräume aufgreifend: die Beteiligten sind in (ihren) Räumen und diese bilden ein Netzwerk. (Deutlich wird dies auch durch die Idee, dass Beteiligte die Elemente in (ihrer?) Kirche abholen.) Hier wären dann ferner Konsequenzen für Gemeinschaft und Körperlichkeit/Leiblichkeit zu bedenken. - Wie könnte das Netzwerk und die entstehenden Räume gedacht werden - eventuell als Verheißungsraum, der unterstreichen würde, dass der Anteil an der Verheißung gleichwohl raum- und ortsgebunden ist, der er trifft die Beteiligten hier und jetzt.

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Carsten Schuerhoff:

Vielleicht hilft dieser Satz, die Diskussion um die Not als Anlass neu einzuordnen. Der Anlass ist Zeugnis des Heilshandelns, nicht eine wie auch immer geartete Not, die unter der Hand, wie früher die Beichte, zur Voraussetzung der Teilnahme wird.

Dr. Georg Lämmlin:

Schon diese Entgegensetzung schafft ein Grundproblem. In der Abendmahlspraxis verbinden sich menschliches Handeln und göttliche Kommunikation, in einem komplexen, auch dialektischen Zusammenhang von Handeln und Rezeption, Intersubjektivität und Identität, Leiblichkeit und Glaube, usw. Die Prädikationen des göttlichen Handelns “im Abendmahl”) (schenkt, gewährt, befreit, lässt erfahren, stärkt) beziehen sich gerade auf den Modus liturgischer Praxis, in der das geschieht. Eine Entgegensetzung an dieser Stelle würde theologisch und liturgisch in die falsche Richtung weisen. Die theologische Bestimmung des Abendmahls/der Eucharistie lässt sich nicht unter Absehung des Vollzugs als und im menschlichen Handeln vornehmen. Und zwar je in seiner Gegenwärtigkeit, d.h. nicht lediglich an einem “historischen” Modell. Die Frage sollte deshalb m.E. nicht lauten: “Ob”, sondern “wie schenkt, gewährt usw. Christus in der (digitalen) Abendmahlspraxis in der digitalen Gesellschaft”.

Dr. Georg Lämmlin:

Notger Slenczka hat das in seiner Auslegung des lutherischen Verständnisses so formuliert: “Christus ist nicht in, sondern eins mit Brot und Wein so, daß ich es im Umgang mit Brot und Wein mit Christus selbst zu tun habe” und es dabei um eine Neubestimmung meiner Existenz und Identität geht. Dies gilt es in der digitalen Kommunikation und communio zu reformulieren.

Selina Fucker:

Weitere Gedanken hierzu: https://twitter.com/digisoulcare/status/1354428835165515783?s=20

Selina Fucker:

und hier: https://twitter.com/digisoulcare/status/1354428835165515783?s=20

Selina Fucker:

Eine weitere Diskussion dazu hier: https://twitter.com/feriwen/status/1354536496116748291?s=20

Christoph Picker:

Kann eine Theologie des digitalen Abendmahls im 21. Jahrhundert rein evangelisch fundiert und formuliert werden? Oder sollte sie römisch-katholisch und orthodox anschlussfähig sein?

Frederike van Oorschot:

Ich bin ja sehr dafür, ökumenisch anzusetzen. Aber das erscheint mir beim Abendmahl noch schwieriger als bei vielen anderen Fragen…

Christoph Picker:

In der evangelischen Tradition ist die ordnungsgemäße Verwaltung der Sakramente ein sehr hohes Gut, im Augsburgischen Bekenntnis sogar Kriterium für die Kirche. Das Digitale ist ein weiter, freier Raum mit großen Verheißungen von Demokratisierung, Partizipation, Freiheit. Sollen im Digitalen jede und jeder eine Abendmahlsfeier ‘leiten’ können? Soll jeder und jede ohne Zugangsvoraussetzungen an jedem bleibigen Ort, in jeder beliebigen Alltagssituation mitfeiern können? Ist das alte Konzept der Arkandisziplin hinfällig? Im Netz stellt sich in vielerlei Hinsicht die politische Frage nach einer sinnvollen Regulierung. Brauchen digitale Kirche und digitales Abendmahl auch eine theologisch verantwortete Form von Regulierung? Oder sollte eine Kirche der Freiheit solche Fesseln fröhlich sprengen?

Christoph Picker:

Die seelsorgerliche Praxis sollte sich nicht leichtfertig über die Dogmatik hinwegsetzen. Echter “Trost im Leben und im Sterben” ist ohne theologische Tiefe nicht zu haben.

Christoph Picker:

Kann, muss aber nicht. Lieblose, schludrige, routinierte, banale oder exkludierende Abendmahlsfeier sind frustrierend und schädlich - im Digitalen genauso wie im Analogen. Deshalb müssen wir über das 'wie’ reden - über die rituelle Praxis, liturgische Gestaltung, gute und schlechte Symbolisierungen.

Christoph Picker:

Das Digitale ist längst eine Dimension sozialer Gemeinschaft. Die Frage ist, wie wir diese Dimension politisch, gesellschaftlich, kulturell und kirchlich so gestalten wollen, dass uns das gut tut.

Frederike van Oorschot:

Und wie diese Gemeinschaft unser theologisches Verstehen der communio verändert!

Christoph Picker:

Welche besondere Qualität hat die im virtuellen Raum vermittelbare Gemeinschaft? Sie überbrückt räumliche Distanz. Sie reduziert (noch) Sinnlichkeit. Sie verändert die Kriterien für Inklusion und Exklusion.

Frederike van Oorschot:

In den Debatten um digitale Kirche wird diese virtuelle Gemeinschaft oft mit der Beschreibung der Geistgemeinschaft verbunden. Zu achten ist darauf, diese nicht zu schnell miteinander zu identifizieren.

Christoph Picker:

Wenn das stimmt, kann es kein digitales Abendmahl geben. Nach der Leuenberger Konkordie III,19 lässt sich “die Gemeinschaft mit Jesus Christus in seinem Leib und Blut … nicht vom Akt des Essens und Trinkens trennen”. Das Abendmahl hat notwendig eine leibliche Dimension. Leiblichkeit ist ein Charakteristikum nicht nur des Abendmahl, sondern eines jeden Sakraments. Die spannende Frage - weit über die Theologie hinaus - ist: Was bedeutet Leiblichkeit im Digitalen? Heißt digitaler Wandel Entleiblichung?

Christoph Picker:

Die Leuenberger Konkordie ist eine Konkordie - sie setzt auf die reformatorischen Bekenntnisse auf, ist selbst aber kein Bekenntnis. Ist sie ein hinreichender theologischer Referenzrahmen für Thesen zum digitalen Abendmahl - oder sind Bezüge auf die reformatorischen Bekenntnistexte und die Heilige Schrift unerlässlich?

Frederike van Oorschot:

Für mich wäre ein noch weiterer Ausweis an den biblischen Zeugnissen und den Bekenntnistexten weiterführend notwendig. Zugleich stelle ich mir die grundlegende Frage: Wie verbinden wir diese Texte miteinander und mit den vorfindlichen Praktiken?

Christoph Picker:

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Christoph Picker:

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Adventskalender
Sebastian Krug:

Ein spannender Beitrag. Ich frage mich, worin das “defizitäre” weniger aus theologischer Sicht sondern im Erleben der Gemeinde liegt. Beziehungsweise ich verstehe gut, dass ein distributives Abendmahl auch nach einer theologischen Begründung verlangt. Möglicherweise steht der Akzeptanz solcher Formate in der Gemeindepraxis aber eher ein individuelles Gefühl des not-just-right gegenüber.

Thomas Renkert:

#CursorAdventskalender 2020

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